Was ist der Nutzen von Blockchain und Kryptowährungen?

Was ist eigentlich die Blockchain und wie funktioniert sie? Und was können wir vielleicht alles mit ihr anstellen? Warum braucht es Kryptowährungen?

Was erwartet euch in diesem Beitrag?

  • Was ist die Blockchain?
  • Wie funktioniert sie?
  • Wie könnt ihr sie nutzen?
  • Dieser Artikel erschien am 3. September 2018 auf GrowthUP, einem Online-Magazin, das 2021 eingestellt wurde.
  • Der Artikel wurde am 15.4.21 auf die Website des Autors Jörg Eugster migriert und dabei leicht an die aktuelle Situation angepasst.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem man nicht einen Artikel über die Blockchain lesen könnte. Doch leider wird die Blockchain immer viel zu technisch erklärt. Wichtig ist, dass wir deren Konzept und Nutzen verstehen. Letztlich nützt die beste Technologie nichts, wenn wir keinen Nutzen daraus ziehen können. Ich versuche in diesem Artikel, die Blockchain so zu erklären, dass der Nutzen daraus folgerichtig erkannt wird.

Blockchain ist nicht mit Bitcoin gleichzusetzen

Bestimmt habt ihr schon von Bitcoin gehört oder gelesen. Das wäre auch fast ein Wunder, wenn dem nicht so wäre, denn das Thema Bitcoin ist sehr omnipräsent. Zuerst einmal müssen wir den Unterschied der beiden festhalten:

  • Blockchain ist eine Basistechnologie, auf der man entsprechende Anwendungen entwickeln kann.
  • Bitcoin ist eine solche Anwendung, die auf dem Blockchain-Konzept bzw. auf der Blockchain-Technologie basiert. Bitcoin wird auch als Kryptowährung bezeichnet.

Was ist die Blockchain?

Blockchain ist eine dezentrale, hoch verschlüsselte Datenbank. Das tönt auf den ersten Eindruck etwas langweilig, doch versteckt sich dahinter eine der grössten Entwicklungen unserer Zeit.

Stellt euch vor, ihr leiht einem Freund 100 Euro. Nach einem Monat möchtet ihr euer Geld zurück. Er meint, ihr hättet ihm 50 Euro ausgeliehen, doch ihr seid sicher, dass es 100 Euro waren. Das ist eine ganz normale Transaktion, wie sie täglich millionenfach abläuft. Entweder man macht einen Vertrag oder schreibt das auf. Eine Bank speichert das in ihrer Datenbank ab. Doch können solche Einträge gestohlen, vergessen oder gehackt werden, je nach Medium.

Und genau hier setzt das Konzept der Blockchain an. Sie ist sicherer, weil sie die Transaktionen dezentral und verschlüsselt speichert. Die gleiche Transaktion wie oben. Ihr leiht eurem Freund 100 Euro aus. Im Raum gibt es 100 Zeugen, die die Transaktion notieren: A leiht B 100 Euro am xx.xx.xx um yy:yy Uhr aus. Jetzt wird diese Transaktion mit einem Algorithmus mit der vorhergehenden Transaktion verschlüsselt. Sobald 51 der Zeugen, also mehr als die Hälfte, die Transaktion notiert und mit der vorherigen verschlüsselt haben, gilt diese als bestätigt.

Nach einem Monat möchtet ihr euer Geld zurück. Nun kann euer Freund nicht mehr behaupten, es wären nur 50 Euro gewesen, denn nun habt ihr 100 Zeugen, die diese Transaktion notiert und bestätigt haben. Das ist so, als wenn ihr 100 Notare diese Transaktion bestätigen lasst. Euer Freund müsste jetzt mindestens 51 der Zeugen, also mehr als die Hälfte, gleichzeitig dazu bringen, auszusagen, dass es nur 50 Euro gewesen seien. Wenn diese Zeugen nun nicht mehr im gleichen Raum sind und über die ganze Welt verteilt sind, wird diese Aufgabe ungleich schwieriger. Wenn euer Freund die Datenbanken der Zeugen hacken wollte, wäre das noch viel schwieriger, denn er müsste 51 dieser Datenbanken gleichzeitig hacken, die ja zudem hoch verschlüsselt sind.

Blockchain heisst es deshalb, weil die Transaktionen blockweise gespeichert werden. Und Kette heisst es darum, weil ein Block immer mit dem vorhergehenden und nachfolgenden Block verschlüsselt und gespeichert wird und so eine Kette bildet. Die Speicherung erfolgt blockweise in einer Kette = Blockchain.

Abb. 1: Die Blockchain speichert Transaktionen in Blöcken, die verschlüsselt sind (shutterstock_627917615)

Das Wichtigste kommt aber jetzt. Es braucht keinen Intermediär bzw. Zwischenhändler mehr, um eine Transaktion abwickeln zu können. Wenn ihr mit Euro bezahlt, ist immer eine Bank beteiligt. Die Notenbank druckt das Geld, das von den Geschäftsbanken in Umlauf gehalten wird. Privatpersonen können bei Geschäftsbanken ein Konto unterhalten und damit bezahlen. Mit Bitcoin oder einer anderen Kryptowährung ist das nicht mehr nötig. Dazu mehr im nächsten Abschnitt über die Kryptowährungen.

Wenn ihr im obigen Fall eurem Freund nun Bitcoin statt Euro leihen würdest, wäre diese Transaktion auf der Blockchain verewigt. Da die Bitcoin-Blockchain viele tausend Nodes umfasst, so werden die Datenbanken und Server der Zeugen bezeichnet, müssten gleichzeitig mehr als die Hälfte gleichzeitig gehackt werden. Die Blockchain selber gilt heute als nicht hackbar. Der Aufwand wäre zu gross und zu kostspielig; es würde sich schlicht nicht rechnen. Gehackt werden kann allerdings das Wallet oder die Kryptobörse. Dazu auch mehr im nachfolgenden Kapitel über die Kryptowährung.

Was ist eine Kryptowährung?

Bitcoin ist eine Kryptowährung, die auf der Blockchain-Technologie basiert. Um jemandem Bitcoin zu überweisen, braucht es keine Bank mehr. Die Transaktion wird auf der Blockchain gespeichert. Dazu hat jeder Teilnehmer eine Kontonummer (Wallet-Adresse), die ähnlich einer IBAN-Kontonummer ist.

Abb. 2: Der Bitcoin ist die erste Kryptowährung. Er nutzt die Blockchain-Technologie (shutterstock_732138853)

Ich besitze mehrere solcher Accounts, die im Fachjargon auch Wallets genannt werden. Ein Wallet für die Kryptowährung Ether könnte wie folgt lauten: 0xC8d64Ce63D77b6B2fB52aD8cc75845568D126D455c6C34 (ist verfälscht dargestellt).

Ether ist nebenbei gesagt die zweitbedeutendste Kryptowährung, die auf der Ethereum-Blockchain gespeichert ist. Die Überweisung von Kryptowährungen erfolgt von Wallet zu Wallet mit einem öffentlichen Schlüssel. Zugang zur Blockchain bekommt man mit dem Private Key. Nur wer den Private Key kennt, hat Zugang zur Blockchain und den Transaktionen. Das ist vergleichbar mit dem Passwort fürs E-Banking. Bei der Blockchain genügt der Private Key, um über die Kryptowährung auf der entsprechenden Blockchain verfügen zu können. Hat man sein Wallet bei einer Kryptobörse gehostet, so empfiehlt es sich, den Zugang wie zum E-Banking ebenso mit den höchsten Sicherheitsstandards zu sichern. Wenn in der Vergangenheit Blockchains gehackt wurden, dann war es nicht die Blockchain, sondern das Wallet oder die Kryptobörse. Journalisten machen da bei der Berichterstattung oft keinen Unterschied. Dann gelangt der Hacker an den Private Key und deine Bitcoins & Co. sind futsch.

Alle Transaktionen auf der Blockchain sind für alle offen einsehbar. Nur weiss man nicht, wer dahintersteckt.

Abb. 3: Ethereum bzw. Ether ist die zweitbedeutendste Kryptowährung. Er kann sogenannte Smart Contracts ausführen (shutterstock_662800036)

Welche Arten Kryptowährung gibt es?

Es gibt grundsätzlich drei Arten von Kryptowährung:

Zahlungs-Token sind mit reinen “Kryptowährungen” gleichzusetzen, ohne mit weiteren Funktionalitäten verknüpft zu sein. Token können in gewissen Fällen erst mit der Zeit die notwendige Funktionalität und Akzeptanz als Zahlungsmittel entwickeln. Bitcoin ist ein solcher Zahlungs-Token. Man kann mit Bitcoins keinen weiteren Nutzen generieren. Der Wert hängt alleine von Angebot und Nachfrage ab.

Nutzungs-Token sind Token, die Zugang zu einer digitalen Nutzung oder Dienstleistung vermitteln sollen. Die oben genannte Kryptowährung Ether von der Ethereum Foundation stellt einen Nutzen dar. Ethereums Spezialität sind Smart Contracts. Smart Contracts sind Verträge, die aufgrund einer erfüllten Bedingung ausgeführt werden. Nutzungs-Token werden auf Englisch Utility Token genannt.

Im E-Commerce haben wir z.B. das Vertrauensproblem zwischen Handel und Kunde. Der Handel möchte für sein Paket bezahlt werden und der Kunde möchte für sein Geld die Ware bekommen. Ein Smart Contract kann das Problem lösen. Beim Kauf wird der Betrag auf der Blockchain reserviert, analog einer Hotelreservation mit der Kreditkarte. Sobald der Kunde dem Paketdienstleister bestätigt, dass das Paket angekommen ist, wird der reservierte Betrag unverzüglich und ohne manuelles Auslösen dem Händler gutgeschrieben.

Abb. 4: Kryptowährungen werden in 3 Kategorien eingeteilt (iStock-1170600632)

Ich selber besitze mittlerweile über 40 Kryptowährungen. Vorwiegend habe ich in Nutzungs-Token investiert. Es gibt hier so viele gute und einleuchtende Konzepte mit einem hohen Mehrwert und Nutzen. Doch würde es den Rahmen dieses Artikels sprengen, mehr darüber zu schreiben. Vielleicht ein anderes Mal in einem Folgeartikel.

Anlage-Token repräsentieren Vermögenswerte wie Anteile an Realwerten, Unternehmen, Erträgen oder einen Anspruch auf Dividenden oder Zinszahlungen. Der Token ist damit hinsichtlich seiner wirtschaftlichen Funktion wie eine Aktie, Obligation oder ein derivatives Finanzinstrument zu werten.

Vielleicht habt ihr schon den Begriff ICO gehört. Hier geht es um Crowdfunding, also um die Schwarmfinanzierung von Projekten oder Firmen. Statt dass man Wertpapiere herausgibt, gibt man Token oder Coins heraus. Das lässt sich einfacher durchführen als ein IPO. Der IPO, Initial Public Offering, ist die Geldaufnahme über die Börse. Man sagt auch Börsengang. Der Begriff ICO lehnt sich an sein Vorbild, den IPO an.

Leider kam der Begriff ICO wegen diverser Betrugsfälle in Verruf. Mittlerweile hat sich der STO durchgesetzt. STO heisst Security Token Offering. Security Token ist der englische Begriff für Anlagetoken. Ein STO läuft unter der Zusammenarbeit mit Regulierungsbehörden oder der Finanzmarktaufsicht des jeweiligen Landes ab und ist darum für den Investor etwas sicherer als die ICO.

Der digitale Tsunami kommt auch mit der Blockchain

Kürzlich hat mein Sohn Patrick wie folgt getwittert:

Das Internet hat die Art und Weise wie wir miteinander kommunizieren verändert; die #Blockchain verändert die Art und Weise wie wir einander vertrauen https://t.co/xysKbyA89o

— Patrick Eugster (@Patrick_Eugster) March 28, 2018

Er trifft es auf den Punkt. Dank der sicheren und dezentralen Speicherung der Transaktionen können wir einander besser vertrauen. Euer Freund wird dank der Blockchain nicht mehr etwas Unwahres behaupten, denn er weiss, dass die Blockchain nicht hackbar ist.

In einem Artikel auf cointelegraph.com wurde die Blockchain zu den fünf grössten Innovationen der Menschheit gezählt:

Abb. 5: Die fünf grössten Innovationen der Menschheitsgeschichte
(© https://de.cointelegraph.com/news/crypto-and-blockchain-following-in-the-footsteps-of-man-s-greatest-inventions).

Neben dem Buchdruck, der Elektrizität, dem Radio und dem Internet wird die Blockchain bereits heute in einer Reihe genannt. Wir können aber wohl erst in rund 20 Jahren überprüfen, ob die Blockchain gleichbedeutend ist.

Ich bin überzeugt, dass das so kommen wird. Wir können vermutlich heute noch nicht einmal im Ansatz erahnen, in welche Richtung uns die Blockchain führen wird. Ich vergleiche das mit der Zeit, als die ersten Personal Computer aufkamen. Damals fragte man sich ernsthaft, was man mit einem Computer zu Hause machen könne. Wir dachten, dass wir den Weinkeller so verwalten könnten.

Doch das tut heute niemand, bestimmt nicht den privaten Weinkeller. Und genau so wird es mit der Blockchain sein. Ich denke nicht, dass uns die Entwicklung des Bitcoins zu neuen Erkenntnissen führen wird, die Blockchain aber ganz sicher. Die Blockchain ermöglicht auch neue Geschäftsmodelle. Z.B. könnte Road Pricing oder Parkgebühren automatisch dank Sensoren und einer internen Kryptowährung erfolgen. In 20 Jahren wird unsere Welt ganz anders aussehen und viele Vorteile bieten, und das nicht zuletzt wegen der Blockchain.

  • Dieser Artikel erschien am 3. September 2018 auf GrowthUP, einem Online-Magazin, das 2021 eingestellt wurde.
  • Der Artikel wurde am 15.4.21 auf die Website des Autors Jörg Eugster migriert und dabei leicht an die aktuelle Situation angepasst.

Im April 2021 hat Jörg Eugster einen grossen Teil seines Wissens in einen Vortrag gepackt und auf YouTube hochgeladen. Das Webinar mit dem Titel „Was sind Kryptowährungen wirklich?“ kann hier in Ruhe angeschaut werden.

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