Übermorgen – Kapitel 3.1

Übermorgen

Eine Zeitreise in unsere digitale Zukunft

Kapitel 3.1

Selbstfahrende Autos −
Wie lange fahren Sie noch selber?

«Du Opa, dieses Bild habe ich in deinem Bilderarchiv in der Cloud bzw. Matrix gefunden. Was hast du damals denn gemacht? Das Auto sieht ja übel aus», fragt Luca. Opa: «Luca, da hatte ich mit meinem damaligen Auto einen Unfall gehabt. Ich war schuld. Mit einem SDC wäre mir das bestimmt nicht passiert. Dann hätten die beiden Autos miteinander kommuniziert und den Unfall vermeiden können.» Darauf meint Luca: «Das ist ja krass, dass man früher solche Unfälle machen konnte. Das geht heute im Jahr 2030 nicht mehr.» Opa: «Ja, Luca, die Unfälle von früher vermisse ich natürlich auch nicht und geniesse die Sicherheit der SDC.»

Abbildung: Unfallwagen (Bildquelle: Jörg Eugster)

Im Internet der Dinge gibt es einen weiteren, weniger bekannten Begriff: M2M. Machine to Machine (M2M) steht für den automatisierten Informationsaustausch zwischen Endgeräten wie Maschinen, Automaten, Fahrzeugen oder Containern untereinander oder mit einer zentralen Leitstelle, zunehmend unter Nutzung des Internets und der verschiedenen Zugangsnetze, wie dem Mobilfunknetz (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Machine_to_Machine). Eine Anwendung von M2M sind selbstfahrende Autos.

Selbstfahrende Autos

Google hat wohl mit seinem Self Driving Car Project (https://www.google.com/selfdrivingcar/) die Autoindustrie aufgerüttelt. Wieso baut eine Suchmaschine selbstfahrende Autos? Hier muss man erwähnen, dass Alphabet die Holding ist (https://de.wikipedia.org/wiki/Alphabet_Inc.), zu der auch Google gehört. Früher hiess die Firma Google Inc. Die Firma wurde in eine Holding umstrukturiert, da Alphabet ja neben Google weitere Initiativen und Firmen besitzt. Nest, eine auf die Haussteuerung spezialisierte Firma, wurde zum Beispiel von Google 2014 übernommen.

Im Self Driving Car Project haben gemäss Report vom November 2016 (https://www.google.com/selfdrivingcar/reports/) bereits 60 selbstfahrende Autos (24 Lexus SUV, 34 Google-Prototypen) über 2,3 Millionen Meilen (3,7 Millionen Kilometer) zurückgelegt. Gemäss Google sind auf diesen über 2 Millionen Meilen nur ganz wenige Unfälle passiert.

Zeitungsberichten zufolge war bei den meisten Unfällen nicht das Google-Auto schuld, sondern meist die Person im anderen Auto. Nur in einem Fall, im Frühjahr 2016, war das Google-Auto zum ersten Mal schuld bzw. seine Software (http://www.zeit.de/mobilitaet/2016-03/google-auto-selbstfahrend-unfall-technik).

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Wieso tut Google das?

Gemäss Google sei es ihr Ziel, die Mobilität einfacher, sicherer und angenehmer zu gestalten (https://www.google.com/selfdrivingcar/faq/#q2). Gerade in dem Moment, in dem ich diese Zeilen schreibe, flattert der Newsletter des Magazins «Internet World Business» mit folgender Meldung herein: Die Google-Muttergesellschaft Alphabet will laut einem Medienbericht die Entwicklung des eigenen selbstfahrenden Autos ohne Lenkrad und Pedale vorerst nicht weiter vorantreiben. Stattdessen solle es verstärkt um Kooperationen mit Autoherstellern bei traditionelleren Fahrzeugen gehen, schrieb der Silicon-Valley-Branchendienst «The Information» am 13.12.2016 (http://www.internetworld.de/technik/google/entwicklung-google-autos-lenkrad-vorerst-gestoppt-1177765.html).

In einem Kommentar las ich, dass sich Google aus diesem Markt zurückziehe. Das glaube ich nicht. Google entwickelt Produkte, bringt sie zu einer hohen Reife und testet sie im Markt. Letztlich entscheidet nur der Markt, ob sich etwas durchsetzt. Google hat aber mit dem Self Driving Car zweifelsohne eine Entwicklung angestossen, die andere aufgenommen haben und zur Marktreife bringen werden.

Auch als Google seine Augmented-Reality-Brille «Google Glass» wieder vom Markt nahm, gab es ähnliche Kommentare. Auch das war für mich ein Markttest eines Produktes auf Beta-Niveau. Sie haben «Google Glass» jedoch mit der Anmerkung zurückgezogen, dass sie ein Folgeprodukt für den B2B-Markt entwickeln möchten. Mehr darüber im Kapitel Augmented Reality.

Will die Welt selbstfahrende Autos?

Wenn man mit «Heavy Usern» von Autos diskutiert, dann stösst man oft auf Ablehnung. Die Leute wollen doch selber fahren und die Kontrolle über das Fahrzeug behalten. Aber: Ist es denn so spannend, im stockenden Verkehr oder Stau zu stecken? Und genau das passiert immer häufiger bei der Verkehrsdichte, die wir haben. Und wenn man übermüdet Opfer des Sekundenschlafs wird, ist das alles andere als sicherer. Neue Technologien bewegen die Leute: Die einen finden das genial, die anderen lehnen es ab.

Das selbstfahrende Auto wird sich durchsetzen, ob wir wollen oder nicht. Der Red Flag Act in England konnte mittelfristig das Aufkommen von Dampfwagen nicht einschränken (https://de.wikipedia.org/wiki/Red_Flag_Act). Ebenso konnte ein Gesetz aus dem Jahr 1900, das die Fahrt von Autos auf allen Strassen im Schweizer Kanton Graubünden verbot, nicht verhindern, dass die Anzahl der Autos kontinuierlich stieg. 1925 wurde das Gesetz wieder abgeschafft (https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Kantons_Graub%C3%BCnden#20._Jahrhundert).

Der Zusatznutzen, den selbstfahrende Elektroautos generieren können (Sicherheit, Bequemlichkeit, keine Staus, bessere Luftqualität etc.) habe ich in Kapitel 1 im Verkehrsszenario 2030 aufgezeigt. Diese Vorteile werden dem neuen Verkehrskonzept der Zukunft zum Erfolg verhelfen.

Beim automatisierten Fahren gibt es gemäss dem Verband der deutschen Automobilindustrie VDA fünf Stufen (https://www.vda.de/de/themen/innovation-und-technik/automatisiertes-fahren/automatisiertes-fahren.html):

Automatisierungsgrad selbstfahrender Autos gemäss VDA (Bildquelle: https://www.vda.de)

Die Stufen im Automatisierungsgrad

Stufe 0: Driver only: Das Fahrzeugsystem greift nicht aktiv ein (Spurverlassenswarner, Totwinkelüberwachung).

Stufe 1: Assistiert: Das System übernimmt jeweils eine andere Funktion (Adaptive Cruise Control, Parklenkassistent, Spurhalteassistent).

Stufe 2: Teilautomatisiert: Das System übernimmt Längs- und Querführung in einem speziellen Anwendungsfall (Parkmanöverassistent, Stauassistent, Schlüsselparken).

Stufe 3: Hochautomatisiert: Das System übernimmt Längs- und Querführung in einem speziellen Anwendungsfall, erkennt Systemgrenzen und fordert den Fahrer zur Übernahme mit ausreichender Zeitreserve auf (Staufolgefahren/Fahren im Stau, Fahren auf der Autobahn).

Stufe 4: Vollautomatisiert: Das System kann im spezifischen Anwendungsfall alle Situationen automatisch bewältigen (Valet Parking/Fahrerloses Parken, fahren in der Stadt).

Quelle: Verband der deutschen Automobilindustrie (https://www.vda.de)

Es gibt noch eine Stufe, die in einer früheren Aufstellung des VDA aufgeführt war:

 

Stufe 5: Fahrerlos: Das System kann während der Fahrt alle Situationen automatisch bewältigen. Kein Fahrer erforderlich.

Bis zur Stufe 5 ist es ein weiter Weg. Doch hat hier Google etwas angestossen, was nicht mehr zu stoppen ist. Eines Tages wird die Stufe 5 für uns etwas Alltägliches sein.

Der Trend – Software und Elektro

Beim Verkehrssystem der Zukunft kann man heute zwei klare Trends erkennen: Zum einen wird das Verkehrssystem immer mehr durch Software gelenkt und gesteuert. Auf der anderen Seite wird von der Autoindustrie sehr viel in neue Antriebstechnologien investiert.

Tesla

Ist Tesla ein Auto oder Software? Selbstverständlich ein Auto. Man könnte es aber auch als Software bezeichnen, um die herum man eine Autohülle gebaut hat. Dank Internet und Software weiss der Hersteller Tesla jederzeit, wo sich der Kunde aufhält, und kann im Supportfall ein Softwareupdate zur Verfügung stellen bzw. gleich installieren. Tesla hat den Elektroantrieb neu lanciert, sodass auch traditionelle Autobauer ihre Modelle an den Start gebracht haben oder noch bringen werden.

Kürzlich bekam ich den Newsletter von Tesla; obwohl ich selber (noch) keinen besitze, habe ich diesen abonniert. Darin wurde ich über das Softwareupdate 8.0 informiert. Also doch: Tesla ist Software.

Kartendienst «Here» von Nokia wird von Audi, BMW und Mercedes übernommen

UBER

Wenn Sie den Namen UBER hören, fällt Ihnen vermutlich spontan Taxiunternehmen ein. Doch UBER ist kein Taxiunternehmen. Es organisiert derzeit nur die Taxis in Hunderten, wenn nicht Tausenden Städten weltweit (https://www.uber.com/de/cities/). Als ich Ende November nach Berlin zum FutureExpertDay flog, benötigte ich ein Taxi ins Hotel. So nutzte ich die UBER-App zum ersten Mal. Die App kannte meinen genauen Standort beim Taxistand. Der nächste Fahrer war Ömer mit einer Bewertung von 4,7. Ich sah auf der App, dass er in drei Minuten an meinem Standort ankommen würde. Ich musste ihm nicht erklären, wohin ich wollte, denn das hatte ich in der App schon erfasst. Er brachte mich also ins Hotel. Auf der Fahrt sah ich ständig, wo wir waren und wie lange die Fahrt voraussichtlich noch dauern würde. Im Hotel angekommen, musste ich nicht zahlen, denn das wurde über die App, inklusive des von mir festgelegten Trinkgeldes, von meiner Kreditkarte abgebucht. Das war ein tolles Kundenerlebnis.

Die drei grossen deutschen Autobauer Audi, BMW und Mercedes haben 2015 zusammen den Kartendienst «Here» von Nokia für rund 2,8 Milliarden Euro übernommen. Vermutlich ist es das Ziel der drei Autobauer, dass man damit im Konzert der Daten und Software, die für autonomes Fahren unabdingbar sind, aktiv eine Rolle spielen möchte.

BMW plant, erste Testfahrzeuge im Jahr 2017 vollautomatisch durch München fahren zu lassen. Damit sollen wertvolle Daten für die «autonome Zukunft» gesammelt werden.

UBER-App in Aktion (Screenshot UBER-App von Jörg Eugster)

Doch was ist die Mission von UBER? «Make transportation as reliable as running water, everywhere, for everyone.» Wir machen den Transport so zuverlässig wie fliessendes Wasser, überall und für jedermann.
UBER möchte nichts anderes als den Transport neu organisieren. So testet UBER in Pittsburgh bereits autonom fahrende Taxis (http://www.spiegel.de/auto/aktuell/uber-testet-autonome-taxis-selbstfahrend-und-gratis-a-1112672.html), die erst noch gratis sind.

Selbstfahrendes Auto von UBER (Bildquelle: https://newsroom.uber.com/pittsburgh-self-driving-uber)

Selbstfahrender Lastwagen

Im Oktober 2016 hat ein selbstfahrender Lastwagen für Furore gesorgt. Der Lastwagen hatte 50’000 Bierdosen geladen und diese selbständig an den Bestimmungsort geführt. Die 200 Kilometer lange Strecke führte im Bundesstaat Colorado von Fort Collins nach Colorado Springs und auf dem Weg durch den dichtbesiedelten Grossraum von Denver.

Der LKW hatte Kameras und Sensoren an Bord. Zwei Kameras überwachten die Fahrspur, spezielle Lasersysteme erfassten die Umgebung in 3D und zwei Radarsensoren hielten nach möglichen Hindernissen auf der Strasse Ausschau. Kaum zu erwähnen ist, dass das Fahrzeug seine Position dank GPS jederzeit genau kannte.

Erwähnenswert hingegen ist, dass der Service von der Firma Otto durchgeführt wurde. Otto ist seit August 2016 eine Tochtergesellschaft von UBER (http://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/uber-will-autos-ohne-fahrer-und-kauft-otto-a-1108400.html).

Selbstfahrendes Postauto (Postbus)

Die Schweizer Postauto AG (Schweizer Post) will mit Partnern herausfinden, ob der Einsatz von autonom fahrenden Postautos möglich sei. Ist ein Shuttlebetrieb im öffentlichen Raum technisch sowie betrieblich machbar und bietet es einen Kundenmehrwert?

In der Innenstadt von Sion (Sitten, Wallis, Schweiz) findet seit August 2016 ein Testbetrieb statt. Das Projekt «SmartShuttle» besteht aus zwei autonom fahrenden Bussen. Diese sind auf einer Rundstrecke von ca. 1,5 Kilometern unterwegs (https://www.postauto.ch/de/smartshuttle-fotogalerie).

Ford bringt bereits 2021 selbstfahrende Autos in Serie

Ford plant, bereits im Jahre 2021 in Serie produzierte selbstfahrende Autos ohne Lenkrad und Pedale auf den Markt zu bringen. Diese seien für die Flotten der Mobilitätsdienste vorgesehen.

Zwei Mobilitätskonzepte mit Zukunftspotenzial

Zwei Konzepte, die ich bei meiner Recherche gefunden habe, möchte ich Ihnen nicht vorenthalten.

  • Connected Vehicle zeigt, wie der Verkehr dank der Vernetzung der Fahrzeuge und Verkehrsteilnehmer sicherer durchgeführt werden kann.
  • NEXT Future Transportation zeigt, wie der öffentliche Nahverkehr in Zukunft organisiert werden könnte. Einzelne Fahrzeuge können zu einem längeren Fahrzeug dynamisch während der Fahrt zusammengeführt und bei Bedarf wieder getrennt werden.

Bitte schauen Sie sich dies in den folgenden Videos unten an.

Connected Vehicle − The Future of Transportation

NEXT Future Transportation

Blick durch die Kristallkugel

Nicht nur Autos werden fahrerlos sein, sondern auch Flugzeuge und Busse. Bei Flugzeugen kann ich mir vorstellen, dass diese einen Ingenieur an Bord haben, der im Notfall eingreifen kann. Dieser muss auf Notfallsituationen geschult sein.

Bei Busfahrten braucht es ebenso keinen Fahrer mehr. Hier gibt es bestimmt auch Begleitpersonen, die den Leuten die Gegend erklären, wobei das auch von einem Roboter übernommen werden könnte. Dank dem Navigationssystem weiss das System ganz genau, wo man gerade durchfährt, und kann so Informationen zur Region an die Fahrgäste durchgeben. Wobei das auch eher antiquiert ist, denn jeder Fahrgast könnte das individuell tun, wenn er das möchte. Der Roboter könnte auch Witze erzählen wie das heute Busfahrer auf Ausflugsfahrten ebenfalls oft tun. Das wäre bestimmt der beste Witzeerzähler aller Zeiten, denn ihm stehen alle Witze dieser Welt in der Cloud zur Verfügung. Und singen können Roboter heute schon. Die Frage ist höchstens, ob es im Jahr 2030 noch geführte Busfahrten geben wird, wenn wir jederzeit ein SDC nutzen können.

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